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* 10. Februar 1810 in Düsseldorf; † 7. Mai 1836 in Aachen

Bedeutung

Nach einer frühen Aufführung der 2. Sinfonie von Norbert Burgmüller 1864 unter Karl Louis Bargheer ist Detmold spätestens seit dem Aufschwung der Grabbe-Forschung unter Alfred Bergmann auch zu einer Stätte der Bewahrung des Andenkens an Norbert Burgmüller geworden. So bewahrt das Lippische Literaturarchiv zwei Handschriften des Komponisten und die Lippische Landesbibliothek eine Anzahl früher Drucke. Zu den Grabbe-Gedenkjahren 1936 und 1986 kamen Werke von Burgmüller zur Aufführung, und seit Jahren bemüht sich ein in Detmold ansässiger Tonträgerhersteller um die Verbreitung der Kompositionen Burgmüllers und bereitet weitere Einspielungen vor. Seit neuerer Zeit engagiert sich auch die Grabbe-Gesellschaft für Norbert Burgmüller und plant Vorträge, Publikationen und Konzerte. Anlässlich des 200. Geburtstages des Dichters war ein Kompositionswettbewerb zur Vertonung des Burgmüller zugedachten Opernlibrettos Der Cid von Christian Dietrich Grabbe ausgeschrieben.

Die folgenden Seiten bieten eine kurze Einführung in Norbert Burgmüllers Leben und Werk. Interessenten werden gebeten, weitere Auskünfte bei Dr. Klaus Zehnder-Tischendorf einzuholen.

Biographie

August Joseph Norbert Burgmüller wurde am 8. Februar 1810 in Düsseldorf als jüngster Sohn einer Musikerfamilie geboren. Der Vater August Burgmüller (1766-1824) fand nach einem Wanderleben als Theaterkapellmeister 1807 in Düsseldorf seinen endgültigen Wirkungskreis, wurde Städtischer Musikdirektor und begründete 1818 die Niederrheinischen Musikfeste. August Burgmüller erfreute sich eines bedeutenden Rufes als Dirigent und Organisator, weniger als Komponist. Ebenso finden sich Zeugnisse über seine Neigung zum üppigen Leben, zur Unabhängigkeit und Sorglosigkeit. Der Goethe-Freund Zelter schrieb ihm umfassende Bildung und künstlerische Autorität zu. Seine Ehefrau Therese geb. von Zandt (1771-1857) war musikjournalistisch tätig und eine begabte Sängerin und gesuchte Klavierlehrerin. Norbert Burgmüllers älterer Bruder Friedrich (1806-1874), der nach einer Anstellung als Musiklehrer in Mühlhausen sich etwa 1834 in Paris niederließ, brachte es zu Popularität und Vermögen durch eine kaum überschaubare Zahl von leichten bis seichten Klavierwerken über beliebte Motive der Zeit. Seine Bekanntheit gründet sich ferner auf das Ballett La Péri und seine bis heute benutzten Klavieretüden.

Norbert Burgmüller besuchte von 1816 bis 1824 eine Elementarschule und wurde von den Eltern und seinem Bruder Friedrich musikalisch unterwiesen. Nach dem Tod des Vaters ermöglichte Graf Nesselrode-Ehreshoven dem jungen Norbert ab 1826 in Kassel bei dem Komponisten, Geiger und Dirigenten Louis Spohr (1784-1859) und dessen Schüler, dem Theoretiker Moritz Hauptmann (1792-1868), seine Ausbildung zu vervollständigen. Nach deren Abschluss blieb Burgmüller in Kassel, erteilte Musikunterricht, war als Korrepetitor tätig und trat als Pianist und Komponist an die Öffentlichkeit.

Eine Verlobung mit einer deutlich älteren Sängerin des Hoftheater-Ensembles, Sophia Roland (1804-1830), endete für Burgmüller unglücklich, da die Braut 1830 das Verhältnis löste. Nach diesem Ereignis sollen bei Burgmüller erstmalig epileptische Anfälle aufgetreten sein, überdies begann er exzessiv zu trinken. Noch im selben Jahr kehrte er nach Düsseldorf zurück und lebte bis zu seinem Tod bei seiner Mutter. Hier verkehrte er in einem Freundeskreis aus Malern, Dichtern und Musikern und dirigierte einen aus Dilettanten gebildeten Instrumentalverein.

Wichtige Anregungen und künstlerische Ermunterungen erhielt Burgmüller von Felix Mendelssohn, der 1833 als Städtischer Musikdirektor nach Düsseldorf verpflichtet wurde. 1835 kam es zur Freundschaft mit Christian Dietrich Grabbe, die Burgmüller im 19. Jahrhundert zu einer gewissen Bekanntheit verhalf. Abenteuerliche Berichte über die Zechkumpanenschaft der beiden Alkoholiker kursierten lange in der Regenbogenpresse. Von mancher Übertreibung der Zeitzeugen abgesehen, scheint Grabbe in seiner Lebensauffassung Burgmüller näher als andere gestanden zu haben und schrieb für ihn das Opernlibretto Der Cid. In künstlerisch unbefriedigender Situation plante Burgmüller, seinem erfolgreichen Bruder nach Paris zu folgen. Zu dieser Übersiedlung kam es jedoch nicht mehr. Im Frühjahr 1836 fuhr Burgmüller zur Kur nach Aachen und starb dort am 7. Mai 1836 unter unklaren Umständen im Bade. Er wurde in Düsseldorf unter den Klängen eines von Mendelssohn zu diesem Anlass komponierten Trauermarsches beigesetzt. Grabbe widmete dem Freund einen verzweifelten Nachruf und kehrte nur wenige Tage später nach Detmold zurück.

Kompositionen und Rezeption

Norbert Burgmüllers musikalisches Werk umfasst 2 Sinfonien (c-moll op. 2 und D-dur op. 11, teilweise instrumentiert von Robert Schumann), ein Klavierkonzert (fis-moll op. 1), eine Ouvertüre (f-moll op. 5) und 4 Entr’ Actes für kleines Orchester (op. 17). Hinzu treten 4 Streichquartette (d-moll op. 4; d-moll op. 7; As-dur op. 9; a-moll op. 14) und 23 Lieder (hauptsächlich in den Heften op. 3, 6, 10 und 12 veröffentlicht) sowie die Klavierwerke Sonate (f-moll op. 8), Rhapsodie (h-moll op. 13), Polonaise (F-dur op. 16) und Walzer (Es-dur o. op.); ferner ein Duo für Klarinette und Klavier (Es-dur op. 15) und ein Ständchen für Klarinette, Viola und Gitarre (Es-dur o. op.); schließlich – sämtlich verschollen und ohne Opuszahl – ein Opernfragment Dionys (nach Schillers Ballade Die Bürgschaft), eine Vertonung des 117. Psalms für Chor mit Solostimmen, eine Osterkantate für Solostimmen, Chor und Orchester und einige Chöre zu öffentlichen Anlässen. Zu Lebzeiten wurden lediglich das Klavierkonzert, die 1. Sinfonie, das Duo, Teile des Opernfragmentes und einige Chöre öffentlich aufgeführt. Die meisten der übrigen Werke kamen erst wesentlich später, manche erst bei einem Konzertzyklus zum Gedenken des 150. Todestages 1986 in Düsseldorf zur Uraufführung.

Die ersten, vom Leipziger Verleger Friedrich Hofmeister verlegten Werke waren – zwischen 1838 und 1844 – die Opera 3, 6, 8, 10, 13 und 14. Erst von 1863-1865 veröffentlichte, ebenfalls in Leipzig, der Verlag Kistner eine weitere gewichtige Gruppe von Werken, darunter alle erhaltenen Orchesterwerke. In Neudrucken sind heute das Duo op. 15 und die Rhapsodie op. 13 erhältlich. Weitere Neuausgaben befinden sich in Vorbereitung.  Hauptsächlich durch den Einsatz von Robert Schumann bewahrte sich das Wissen um Burgmüllers kompositiorischen Rang in Kennerkreisen bis zur Jahrhundertwende. Trotz gelegentlicher Konzerte mit seinen Werken schien diese Tradition abzureißen, ehe um 1930 einzelne Neudrucke und historische Abhandlungen wieder auf Burgmüller hinwiesen. Erst seit etwa 1980 ist eine vermehrte Beschäftigung mit dem fast vergessenen Komponisten und seinem Schaffen zu verzeichnen, die sich in vermehrten Aufführungen und dem Erscheinen von Neudrucken und Tonträgern sowie musikhistorischen Studien niederschlägt.

Als Abschluss dieser kurzen Einführung kommen zwei bedeutende Komponisten zu Worte, die Burgmüller manche Anregung für ihr eigenes Schaffen verdankten. Robert Schumann eröffnete einen Aufsatz über Burgmüller 1839: “Nach Franz Schuberts frühzeitigem Tod konnte keiner schmerzlicher treffen als der Burgmüllers. Anstatt dass das Schicksal einmal in jenen Mittelmäßigkeiten decimiren sollte, wie sie scharenweise herumlagern, nimmt es uns die besten Feldherrentalente selbst weg. Franz Schubert sah sich zwar noch bei seinen Lebzeiten gepriesen; Burgmüller aber genoss kaum der Anfänge einer öffentlichen Anerkennung. […] Zwar kennen wir nur Weniges von ihm, […] dies aber reicht hin, die Fülle von Kraft, die nun gebrochen, auf das Innigste betrauern zu müssen. Sein Talent hat solche leuchtende Vorzüge, dass über dessen Dasein nur einem Blinden Zweifel aufkommen könnte; selbst die Masse, glaub’ ich, würde er später zur Anerkennung gezwungen, der Reichtum seiner Melodien müsste sie gepackt haben, wenn sie auch die wahrhaft künstlerische Bearbeitung der Teile nicht zu würdigen verstanden.” – Johannes Brahms schrieb 1854 in einem Brief an Clara Schumann: “Von Norbert Burgmüller fand ich eine wunderliche Rhapsodie (op. 13), die tief rührt, auch unter seinen Liedern prächtige. Sie werden sich freuen, die Sachen kennenzulernen, wenn Sie Ihnen unbekannt sind.”

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