Skip to content
Impressum · Datenschutzerklärung · Kontakt 05231 24400 service@grabbe.de

* 17. Juni 1810 in Detmold; † 18. März 1876 in Stuttgart

  • 1810 – Am 17. Juni wird in Detmold (im Hause Unter der Wehme 5) Ferdinand Hermann Freiligrath geboren. Sein Vater ist Johann Wilhelm Freiligrath (*1784 in Kettwig), Lehrer an der Bürgerschule, seine Mutter Luise, geb. Tops (*1783 in Mülheim/Ruhr). Zwei Schwestern: Emma (1813-1816) und Johanna Louise (1815-1816) sterben im Kindesalter.
  • 1817 – Tod der Mutter (33 Jahre alt).
  • 1818-1825 – Besuch des Gymnasiums. Freunde während der Detmolder Jahre werden u. a. Ludwig Merckel und Karl Weerth; eine intensive Beziehung entwickelt sich zum (im Nachbarhaus wohnenden) Archivrath Clostermeier und dessen Familie.
  • 1819 – Wiederverheiratung des Vaters mit Wilhelmine Schwollmann aus Soest. Als Stiefgeschwister werden geboren Karl (*1820), Caroline (*1821), Gisberta (*1826) und Otto (*1829).
  • 1825 – Freiligrath verläßt das Gynmasium in Detmold und tritt eine Kaufmannslehre in Soest in der Firma Schwollmann, der Brüder seiner Stiefmutter, an.
  • 1826 – Nach einer längerdauernden Brustkrankheit beginnt Freiligrath mit eigenen Gedichten (Moosthee); erste Veröffentlichungen erfolgen ab 1828 im Soester Wochenblatt (Der große Teich von Soest, Todes Wiegenlied, Adler und Schlüssel u. a.)
  • 1827 – Freiligraths Vater gibt seinen Lehrerberuf in Detmold auf, zieht mit der Familie nach Soest und beteiligt sich am Handelshaus Schwollmann.
Büste Ferdinand Freiligrath in der Lippischen Landesbibliothek
Büste Ferdinand Freiligraths in der Lippischen Landesbibliothek
  • 1829 – Heimliche Verlobung (auf Betreiben des Vaters) mit Caroline (Lina) Schwollmann, der zehn Jahre älteren Schwester seiner Stiefmutter. Tod des Vaters; Tod des Archivrats Clostermeier in Detmold.
  • l830 – Tod des Stiefbruders Otto. Veröffentlichungen im Mindener Sonntagsblatt und in den Allgemeinen Unterhaltungsblättern Münster/Hamm. Neben den Übersetzungen englischer Lyrik (Coleridge, Wordsworth, Byron u. a.) entstehen eigene Gedichte wie Das arabische Roß in der Fremde, Der Blumen Rache, Die Schreinergesellen sowie die Erzählung Der Eggesterstein.
  • 1832 – Amsterdam: Freiligrath findet eine Anstellung im Großhandelshaus Jakob Sigrist. In Amsterdam entsteht ein großer Teil seiner exotistischen Lyrik (Die Auswanderer, Am Kongo).
  • 1835 – Veröffentlichungen seiner Gedichte (u. a. Löwenritt, Scipio, Anno domini) im Deutschen Musenalmanach von Chamisso und Schwab machen Freiligrath als Dichter bekannt und berühmt. Mitarbeit an der deutschen Gesamtausgabe der Werke Victor Hugos – Freiligrath übersetzt Oden und vermischte Gedichte, Dämmerungsgesänge und zum Teil Orientalen und Balladen.
  • 1836 – Freiligrath kündigt seine Anstellung, verlässt Amsterdam und kehrt nach Soest zurück; es entsteht das Gedicht Bei Grabbes Tod.
  • 1837 – Barmen: Freiligrath tritt als Kontorist in das Großhandelshaus J. P. von Eynern und Söhne ein. Kontakte mit Friedrich Hackländer, Wolfgang Müller, Karl Simrock, Karl Immermann sowie Mitgliedern der Düsseldorfer Malerschule. Freiligrath wird Mitherausgeber des Rheinischen Odeons.
  • 1838 – Unter den Titel Gedichte erscheint im Verlag von Cotta (Stuttgart) die Sammlung von Freiligraths bisher veröffentlichten Gedichten; dieser ersten Ausgabe folgen bis zu Freiligraths Tod 1876 weitere 34 Auflagen.
  • 1839 – Freiligrath gibt den Kaufmannsberuf auf, verlässt Barmen, siedelt sich in Unkel (am Rhein) an und versucht eine Existenz als freier Schriftsteller. Die ihm angebotene Bibliothekarsstelle an der Fürstlich-Lippischen Bibliothek in Detmold lehnt er ab. Zusammen mit Karl Simrock und Christian Matzerath gibt Freiligrath das Rheinische Jahrbuch für Kunst und Poesie heraus (ein 2. Band erscheint 1840). Zur Vorbereitung eines Buches Das malerische und romantische Westphalen unternimmt Freiligrath eine Reise durch Westfalen; Bekanntschaft mit Levin Schücking – dieser übernimmt 1840 die Fertigstellung des Westfalen-Buchs, zu welchem Freiligrath nur das Eröffnungsgedicht und die Einleitung geschrieben hat. Bekanntschaft mit Franziska Schwiter aus Köln. Allmähliche Lösung der Verbindung zu Soest und seiner Verlobten Lina Schwollmann.
  • 1839 – Ende des Jahres Einsturz des Rolandsbogens – Freiligrath ruft in einem Gedicht Rolandseck zur Wiedererrichtung der Ruine auf. Durch die Erfahrung der Rheinromatik wird eine Reihe von Gedichten ausgelöst (Auf dem Drachenfels, Mit Unkraut, Ruhe in der Geliebten, Die Kreuzigung, Auch eine Rheinsage u. a. ), durch die die Phase der exotistischen Lyrik einen Abschluss findet.
  • 1840 – Bekanntschaft und Verlobung mit Ida Melos (*1817 als Tochter eines Gymnasialprofessors in Weimar); Reise nach Stuttgart und Weimar, wo sich Freiligrath längere Zeit aufhält (Bekannschaft mit Riemer, Eckermann, Kanzler von Müller und der Großherzogin).
  • 1841 – Trauung mit Ida Melos in Groß-Neuhausen bei Weimar. Übersiedlung nach Darmstadt; geplante Herausgabe einer Zeitschrift Britannia, die allerdings nicht zustande kommt; Beziehungen zu Karl Buchner und anderen Liberalen in Damstadt.
  • 1842 – Freiligrath zieht nach St. Goar. Durch Vermittlung des Weimarer Kanzlers von Müller und Alexander von Humboldts erhält Freiligrath eine Pension vom König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen; eine Begegnung mit dem preußischen König in Koblenz macht jedoch einen negativen Eindruck auf den Dichter. In St. Goar wird Freiligrath mit dem Landrat Heuberger bekannt; besonders in den Sommermonaten 1842 und 1843 begegnet Freiligrath einer Reihe von Dichtern und Schriftstellern (Berthold Auerbach, Justinus Kerner, Emanuel Geibel, Hoffmann von Fallersleben, Willibald Alexis, Andersen, Adelheid von Stolterfoth). Es entstehen u. a. Ein Denkmal, Ein Flecken am Rhein, Auch eine Rheinsage. Das Gedicht Aus Spanien eröffnet eine Kontroverse mit Georg Herwegh und veranlasst Freiligrath zur Beschäftigung mit der Politik und der politischen Lyrik, die als weiteres das Werk Freiligraths bestimmen wird.
  • 1844 – Freiligrath verlässt St. Goar; in Assmannshausen (im Gasthof Zur Krone) schließt Freiligrath seine Sammlung politischer Gedichte Ein Glaubensbekenntniß ab – das Buch erscheint im September 1844 im Verlag von Zabern in Mainz und begründet Freiligraths Ruf als politischer Dichter. Verzicht auf die Pension. Wegen der Gefahr eine polizeilichen Verfolgung verlässt Freiligrath Deutschland und übersiedelt nach Belgien. In Brüssel macht Freiligrath u. a. Bekanntschaft mit Karl Marx.
  • 1845 – Umzug in die Schweiz. Freiligrath lebt zunächst in Rapperswyl, dann in Meyenberg bei Zürich. Freiligrath veröffentlicht eine überarbeitete Fassung seiner Victor Hugo-übersetzungen. Geburt des ersten Kindes (Tochter Katharina). Kontakte zu den politischen Emigranten in der Schweiz; Bekanntschaft mit Franz Liszt und Gottfried Keller. Es entstehen die Gedichte Leipzigs Todten! und Requiescat!
  • 1846 – Als weitere Sammlung politischer Gedichte erscheint Ça ira (mit Gedichten wie Von unten auf, Der Eispalast, Wie man’s macht, Freie Presse). Bei Cotta kommt heraus: Englische Gedichte aus neuerer Zeit. Freiligrath übersiedelt mit seiner Familie nach England (London) und nimmt dort wieder eine kaufmännische Berufstätigkeit auf; Tod seines Stiefbruders Karl in Soest; Geburt und Tod der zweiten Tochter Marie; 1847 wird der Sohn Wolfgang geboren.
  • 1848 – Freiligrath plant eine Auswanderung nach Amerika. Der Ausbruch der Revolution veranlasst seine Rückkehr nach Deutschland, wo er sich in Düsseldorf niederlässt und am politischen Geschehen beteiligt (Mitglied im Volksclub, Teilnahme am Ersten Demokratenkongress Mitte Juni in Frankfurt). Noch in London entstehen seine ersten Revolutionsgedichte. Das Gedicht Die Toten an die Lebenden führt zu seiner Verhaftung und zum Freispruch. Freiligrath zieht nach Köln und tritt dort der Redaktion der von Karl Marx herausgegebenen Neuen Rheinischen Zeitung bei (zusammen mit Georg Weerth). Hier erscheinen u. a. die Gedichte Wien, Ungarn, Blum, Abschiedswort sowie eine Übersetzung von Shakespeares Venus und Adonis. Im Selbstverlag erscheint das erste Heft Neuere politische und soziale Gedichte, darin Requiescat!, Schwarz-Rot-Gold, Trotz alledem!. Geburt der Tochter Luise. Nach dem Verbot der Neuen Rheinischen Zeitung unternimmt Freiligrath inkognito eine Reise nach Holland, um finanzielle Verbindlichkeiten der Zeitung zu regeln.
  • 1850 – Freiligrath verlässt Köln und zieht nach Bilk bei Düsseldorf. Geburt des zweiten Sohnes Otto; es erscheint das zweite Heft Neuere politische und soziale Gedichte. Freiligrath wird Mitglied des Bundes der Kommunisten.
  • l851 – Um einer drohenden Verhaftung zuvorzukommen, verlässt Freiligrath Deutschland, geht erneut ins englische Exil und zieht mit seiner Familie nach London, wo er ab 1852 im Vorort Hackney wohnt. Geburt des dritten Sohnes Percy. Freiligrath arbeit zunächst wieder als kaufmännischer Angestellter in einem Handelshaus.
  • 1854 – Freiligrath unternimmt eine Reise nach Schottland. Neben einigen politischen Gedichten (Episteln an Joseph Weydemeyer) und Gelegenheitsgedichten (Auf Johanna Kinkel Tod) beschäftigt sich Freiligrath überwiegend mit literarischen Übersetzungen (vor allem Longfellows Sang of Hiawatha) und literaturwissenschaftlich: Es entstehen neben Aufsätzen und Besprechungen für das Londoner Athenaeum 1853 die Anthologien Rose, Thistle and Shamrock und 1854 Dichtung und Dichter. 1859 dichtet Freiligrath eine Festode und eine Cantate für die Schiller-Feiern in London und New York.
  • 1856 – Freiligrath wird Leiter der Londoner Filiale der General Bank of Switzerland (bis zu deren Schließung 1865).
  • 1858 – Freiligrath nimmt die englische Staatsbürgerschaft an. Bruch mit Karl Marx und Hinwendung zum Lager der nationaldemokratischen Emigranten.
  • 1866 – Aus Anlass des Preußisch-österreichischen Krieges entsteht das Westfälisches Sommerlied, mit dem Freiligrath eine entschieden antipreußische Position bezieht.
  • 1867 – Eine Freiligrath-Dotation, zu der Emil Rittershaus in der Gartenlaube aufruft, ermöglicht die materielle Sicherstellung der Existenz und die Rückkehr Freiligraths nach Deutschland.
  • 1868 – Jubelnder Empfang Freiligraths im Kölner Gürzenich. Freiligrath vermeidet aus politischen Gründen jedoch eine Ansiedlung in Preußen und nimmt Wohnung in Stuttgart, dann 1874 in Cannstatt.
  • 1869 – Besuch in Bielefeld auf Einladung des Gesangsvereins Arion, zu dessen Fest das Gedicht Im Teutoburger Walde entsteht. Besuch der Heimatstädte Detmold und Soest. Neben einer Reihe von Gelegenheitsgedichten entstehen vor allem Übersetzungen neuester englischer und insbesondere amerikanischer Lyrik (Walt Whitman, Bret Hart).
  • 1870 – Aus Anlass des deutsch-französischen Krieges entstehen einige national-patriotistische Gedichte (Hurrah Germania, Die Trompete von Gravelotte), in denen aber neben aller nationalen Begeisterung die Klage um Leid und Tod, die der Krieg verursacht, zum Ausdruck kommt. Die Entstehung des Deutschen Kaiserreichs unter der Vorherrschaft Preußens hat Freiligrath nicht gefeiert. Er bleibt seiner republikanisch-demokratischen Einstellung treu.
  • 1870 –  Es erscheinen Gesammelte Werke in sechs Bänden (bei Göschen in Stuttgart).
  • 1872 – Tod der Stiefmutter in Soest; letzter Besuch Freiligraths in der Heimat.
  • 1873 – Tod des Sohnes Otto.
  • 1875 – Reise in die Schweiz; Freiligrath übernimmt die Redaktion von Hallbergers Illustrated Magizine, einer englischsprachigen deutschen Halbmonatsschrift. Beginn einer Krankheit, die
  • 1876 – am 18. März den Tod Freiligraths herbeiführt. Der Dichter wird unter größter Anteilnahme auf dem Uffkirch-Friedhof in Cannstatt beerdigt.

[Konrad Hutzelmann M.A. (†), Münster, im Oktober 1997]

An den Anfang scrollen